Gastbeitrag: Achtsamkeit? Für Ingenieure?? Ehrlich???

Frank Vollmering
Gastbeitrag: Achtsamkeit? Für Ingenieure?? Ehrlich???

In nahezu allen Medien begegnet man aktuell dem Thema Achtsamkeit. Das Wort scheint ein neues Allheilmittel für die Probleme in unserer Arbeitswelt zu sein. Es entsteht der Eindruck, dass man neben der täglichen Arbeit, die aus Telefonkonferenzen, Termindruck und Geschäftsreisen besteht, nur ein wenig innehalten müsse und schon sei alles in Ordnung. Unter dem Thema wird uns allen abwechselnd Glück, Ausgeglichenheit, Gesundheit etc. versprochen. Kann es wirklich so einfach sein?

In meiner Erfahrung tun sich vor allem Arbeitnehmer und Führungskräfte mit einem vorwiegend technischen Ausbildungshintergrund mit den so genannten „weichen“ Themen schwer. Zu gross scheint die Distanz zwischen der täglichen Zahlen-, Daten-, Fakten-Welt und der Welt der Meditation, die oft von Räucherkerzenduft vernebelt scheint. Dabei hat Meditation eigentlich herzlich wenig mit Räucherkerzen, bunten Tüchern und sanfter Musik zu tun.


In loser Folge möchte ich Ihnen daher hier Aspekte der Achtsamkeit vorstellen, die jeder problemlos in seinen Arbeitsalltag integrieren kann. Dafür braucht es vielleicht ein klein wenig Offenheit, Mut und Experimentierfreude. Die Menschen, die sich jedoch darauf einlassen, machen in der Regel sehr positive Erfahrungen damit. Vielleicht stellen auch Sie für sich fest, dass die Übungen im „nicht urteilenden, bewussten Wahrnehmen“ (das ist nämlich eine Definition von Achtsamkeit), Ihren Arbeitsalltag und Ihr Leben vereinfachen und bereichern.


Also, los geht’s mit der ersten Übung:


Die Füsse fest auf dem Boden.


Stellen Sie sich vor, sie befinden sich in einer Besprechung und es geht um ein von Ihnen bearbeitetes Projekt. Das Projekt ist vielleicht nicht ganz so erfolgreich gelaufen wie geplant. Plötzlich geht einer Ihrer Kollegen Sie unfair an. Ihnen bleibt zunächst die Luft weg und Sie wissen auf Anhieb gar nicht, mit welchem Argument Sie zunächst kontern sollen. In Ihnen verwirbelt sich ein explosives Gemisch aus Wut, Enttäuschung, Zorn, Empörung und ganz viel __________ (bitte ausfüllen). Mit einem solchen Gefühlscocktail im Bauch und einem Chaos im Kopf lässt sich nicht souverän agieren. Sie wissen vielleicht, dass Sie in einer solchen Situation am besten nichts sagen sollten…, aber in diesem Moment sind alle Scheinwerfer auf Sie gerichtet und Sie MÜSSEN etwas sagen.


Um auf eine solche Situation gut vorbereitet zu sein, hilft es, sich regelmässig darin zu üben, seine Gefühle wahrzunehmen und sich der Gefühle bewusst zu sein. Selbst im Rahmen einer Besprechung sollte es möglich sein, zunächst einmal zu spüren, wie Ihre Füsse fest auf dem Boden stehen und dieses einmal ganz bewusst wahrzunehmen. 


Versuchen Sie also zunächst einen Moment lang wahrzunehmen, wie Ihre Füsse fest auf dem Boden verankert sind und diese Verbindung ganz bewusst zu spüren. Nachdem Sie Ihre Aufmerksamkeit dort kurz verharren lassen, können Sie sich Ihren Gedanken und Gefühlen zuwenden und sie für sich still benennen. („Da ist Ärger, da ist ein wenig Neugier, …. ). 


Das Geheimnis an dieser Übung ist, dass Sie mit den auftauchenden Gefühlen mit der Zeit besser umgehen können. Das Benennen des Gefühls hilft Ihnen nämlich dabei, damit umzugehen. Im Englischen sagt man hierzu: „If you can name it, you can tame it.“ Denn erst wenn Sie für sich erkennen, dass Sie wütend oder enttäusscht sind, können Sie auch mit Ihrer Wut oder Enttäuschung umgehen. Üben Sie zunächst in Situationen, die nicht so stark von Emotionen belastet sind wie das Meeting, welches ich hier beschrieben habe. Aber üben Sie regelmässig. Vielleicht reservieren Sie einfach jeden Tag nur 2-5 Minuten in Ihrem Kalender.


Und wenn Sie merken, dass Ihre Gefühle sich wieder selbstständig machen und sich das Chaos in Bauch und Kopf sich wieder breit macht…. einfach wieder an den festen Kontakt Ihrer Füsse zum Boden denken und die Gefühle benennen. Sie werden sehen, es wirkt!


Beim ersten Mal werden Sie vielleicht noch keine grosse Veränderung spüren, denn der Achtsamkeitsmuskel muss erst trainiert werden. (Die Neurowissenschaft entdeckt gerade die Wirkung solcher Übungen und die Trainingseffekte auf die Hirntätigkeit! Sehr spannend!) Mit zunehmender Übung fällt es Ihnen leichter, sich bewusst wahrzunehmen und das Chaos der Gefühle zu ordnen und dann bewusst und souverän damit umzugehen. Probieren Sie es einfach aus!


Und versprochen: Dass Sie in der ein oder anderen Besprechung ein wenig meditieren bleibt unter uns! Die Gefahr besteht allerdings, dass Kollegen sich wundern und sich fragen, warum Sie plötzlich so souverän agieren….


Ich freue mich, von Ihnen über Ihre Erfahrungen zu hören. Schreiben Sie mir unter info@vollmering.com!

Bis zum nächsten Mal!
Ihr Frank Vollmering


Autor: Frank Vollmering


Kategorie: Branchennews

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