Was müssen Elektrotechnik-Absolventen heute können?

Was müssen Elektrotechnik-Absolventen heute können?

Der Ausschuss „Beruf&Karriere“ im VDE hat ein Webinar zum Thema „Berufseinstieg – was erwarten Unternehmen“ veranstaltet und dabei mit etlichen Klischees aufgeräumt.

Thomas Hegger ist stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses „Beruf, Gesellschaft und Technik“ im VDE. Gleich zu Beginn des Webinars räumt er mit dem Vorurteil auf, Unternehmen suchten die „eierlegende Wollmilchsau“ unter Ingenieuren. 

Stattdessen mahnt er seine Zuhörer zur Gelassenheit: „Arbeitgeber haben eine sehr realistische Erwartungshaltung, sie erwarten nicht, dass ihr perfekt seid.“ Denn natürlich könne ein Absolvent nach dem Studium noch nicht alle Fertigkeiten mitbringen. Das schließt auch „verhandlungssicheres Englisch“ mit ein: „Englisch ist Pflicht, keine Frage. Schon allein, um Fachliteratur lesen zu können und weil die meisten Firmen heute international unterwegs sind.“, so Hegger.  Aber „keine Sorge“: zu Beginn des Berufslebens seien solide Schulkenntnisse ausreichend. „Der „switch“ von Deutsch auf Englisch im Berufsalltag sollte keine Probleme bereiten“, verdeutlicht er. Die „Verfeinerung“ der Sprachkenntnisse erlaubten die Unternehmen in der Regel im Rahmen der Berufspraxis. 

Zu den Bedingungen, die Unternehmen tatsächlich erwarten, zählt Thomas Hegger auf:  

  • Ein fachliches Basiswissen
  • Eine gute Methodenkompetenz
  • Die selbstständige Aneignung von Wissen 
  • Fächerübergreifendes Denken
  • sowie soziale und kommunikative Kompetenz

Denn, so Hegger: „Aufgaben müssen im Team gelöst werden. Dazu ist systemübergreifendes Denken notwendig und die Fähigkeit, nach links und rechts zu schauen.“ „Fachidioten“ hätten dagegen wenig Chancen, und auch „der Einzelkämpfer in der Garage“ ist nicht gesucht, so Hegger.   

Hingegen wird erwartet, Ergebnisse der eigenen Arbeit vor Publikum, meist in seiner eigenen Fachgruppe, präsentieren zu können.  

Auslandsaufenthalte im Lebenslauf sind gerne gesehen. Allerdings nicht wegen des Spracherwerbs, sondern als Ausdruck von Flexibilität und Selbstorganisation. Das Land, in das man den Sprung wagt, spielt keine Rolle, „Hauptsache ‚raus von Hotel Mama“, wie Hegger erklärt. 

Die Wahl des Hochschulortes sei ebenfalls nicht entscheidend. Allerdings hätten gerade klein- und mittelständische Unternehmen oftmals regionale Präferenzen, weil Hochschulkooperationen bestünden, etwa Duale Studiengänge. Diese erfreuen sich bei Unternehmen wie Studierenden wachsender Beliebtheit.

Die Studiendauer dürfe man ruhig um ein bis zwei Semester überziehen. Das sei nicht schlimm. Heute seien Absolventen nach der Regelstudienzeit Anfang 20, erklärt Hegger, da würden ein oder zwei Semester mehr nicht schaden. „Vor allem dann nicht, wenn sie sinnvoll im Rahmen von Praktika oder gar Auslandssemestern entstanden sind.“ All das werten Unternehmen als höchst willkommene Lebenserfahrung. 

Stellenprofile müsse man nicht zu 100 Prozent erfüllen, auch das sei ein Klischee. „Sehen Sie es als Wunschzettel der Unternehmen“, erklärt der Hegger. Wer 70 bis 80 Prozent dieser Erwartungen erfülle, könne sich ruhigen Gewissens  bewerben. 

Muss man als Bachelor unbedingt noch den Master draufsetzen, um Karriere machen zu können? Auch diese weit verbreitete Ansicht klärt Hegger auf: „Für Forschung und Entwicklung, gerade in größeren Firmen: Ja. Für Jobs in Vertrieb oder Produktion: Nein.“ 

Ein sinnvoller Master als Aufbau sei aber nie verkehrt, etwa der Master Wirtschaftsingenieurwesen für den Aufstieg im Vertrieb. „Das kann schon was bringen.“ Die Promotion hingegen sollten nur Kandidaten ansteuern, die eine Karriere auf wissenschaftlichem Niveau anstrebten.  



Kategorie: Bewerbungsfrage

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