Wie Ingenieurdienstleister dem künftigen Fachkräftemangel begegnen wollen

Max Hülsebusch
Wie Ingenieurdienstleister dem künftigen Fachkräftemangel begegnen wollen

In Deutschlands Wirtschaft wächst die Nachfrage nach dem Service von Ingenieurdienstleistern.

Die Wachstumsprognosen der führenden Anbieter von Technologie-Beratung und Engineering Services sind daher - vorbehaltlich der wirtschaftlichen Entwicklung - für die nächsten Jahre positiv. Durchschnittlich erwarten die, im Rahmen der Lündendonk Studie 2011 „Führende Anbieter von Technologie-Beratung und Engineering Services in Deutschland“,  befragten Unternehmen ein jährliches Wachstum von 7,8 Prozent für den Zeitraum von 2012 bis 2016.

Anlässlich des Hintergrundgesprächs der Unternehmensberatung Lünendonk GmbH in München äußerten sich die Geschäftsführer von zwei namhaften Ingenieurdienstleistern unter anderem dazu, welche Strategien sie aktuell und in Zukunft verfolgen möchten, um ihren steigenden Personalbedarf trotz der abnehmenden Zahl an deutschen Fachkräften stillen zu können.

 

Nachwuchssicherung und optimierte Recruitingprozesse

Die sinkende Zahl an qualifizierten Fachkräften wie Ingenieuren oder Konstrukteuren könnte die Wachstumsprognosen trüben und sich negativ auf die Geschäftsentwicklung der von Lünendonk befragten Anbieter von Technologie-Beratung und Engineering Services auswirken. So sind zehn befragte Anbieter der Auffassung, dass der schwierige Rekrutierungsprozess negative Auswirkungen auf die Unternehmensentwicklung hat. Sieben befragte Unternehmen investieren daher stärker in Rekrutierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen. Bei der Rekrutierung von neuen Mitarbeitern konzentrieren sich die Personalverantwortlichen  zunehmend auf ihr Firmenimage in den sozialen Netzwerken und den Kontakt zu den technischen Hochschulen.  Angesichts der Tatsache, dass die Ingenieurdienstleister derzeit nicht unbedingt unter den Wunscharbeitgebern der Hochschul-Absolventen zu finden sind, sind das sicherlich zwei wichtige Faktoren. Verständlicherweise identifizieren sich die Studenten eher mit den ansprechenden Endprodukten eines Herstellers als mit der Dienstleistung eines Service-Partners. Dennoch haben die Dienstleistungsunternehmen nach eigenen Angaben gerade jungen Leuten viele Möglichkeiten zu bieten, die ihnen den Start in eine abwechslungsreiche und erfolgreiche Karriere ebnen sollen. Die Verantwortlichen für das Personalmarketing versuchen diese Botschaft nun über alle Kanäle bekannt zu machen.

Dass die Rekrutierung junger Mitarbeiter für die Dienstleister im Fokus steht, zeigt sich auch in der Altersstruktur der Belegschaft. 80,6% der Mitarbeiter der befragten 17 Ingenieurdienstleister sind unter 45 Jahre alt. Für diese Zusammensetzung gibt es zwei Gründe. Zum einen sind junge Menschen noch nicht so stark an einen bestimmten Standort gebunden.  Dadurch können sie vom Dienstleister deutlich flexibler deutschland- oder sogar weltweit eingesetzt werden. Zweitens haben die befragten Dienstleistungsunternehmen damit zu kämpfen, dass ihnen ältere und erfahrenere Mitarbeiter von den Herstellern - beispielsweise durch ein 10 – 15 % höheres Gehalt - abgeworben werden.

Neben der Nachwuchssicherung bemühen sich Ingenieurdienstleister, laut Aussage der verantwortlichen Geschäftsführer, auch deutlich mehr um ihre Bewerber als beispielsweise die Hersteller-Unternehmen. Durch ihre zielstrebigere und schnellere Kommunikation und ein optimierten Recruitingprozess spüren die Dienstleister den Druck durch schwindende Fachkräfte weniger stark – zumindest gilt dies für die derzeitige Situation.

Internationalisierung im Recruiting

Ein weiterer Weg um den momentanen „Mismatch“ – Arbeitsnachfrage und Arbeitsangebot stimmen nicht überein - auf dem deutschen Arbeitsmarkt und den künftigen Fachkräftemangel zu umgehen, ist die Internationalisierung im Recruiting. Für die Unternehmen ist diese Form der Internationalisierung zwar eine kostspielige Herausforderung, auf lange Sicht aber ein notwendiger Schritt. Die gesuchten Fachkräfte sind in anderen Ländern in größerer Anzahl vorhanden und für die Arbeitgeber zudem deutlich billiger. Ein deutscher Ingenieur kostet einen Dienstleister beispielsweise dreimal so viel wie ein spanischer Ingenieur bei einem vergleichbaren Wissenstand. Zudem nutzen gerade die südeuropäischen Länder das Potential der Dienstleistungsunternehmen sehr viel stärker aus, als die deutsche Wirtschaft. Es wird in Zukunft somit zu beobachten sein, dass nicht nur der Bereich „Fertigung“ immer mehr ins Ausland ausgelagert wird, sondern auch die „Entwicklung“. Anders als bisher werden die ausländischen Fachkräfte nicht mehr unbedingt dorthin umziehen müssen, wo Entwicklungspositionen zu vergeben sind, sondern bestimmte Entwicklungsbereiche werden in Zukunft in die Länder verlagert, in denen genug qualifizierte Fachkräfte auf Jobsuche sind.

Ausblick

Insbesondere in den, durch den Umweltschutz bedingten, Sektoren der Automobilindustrie, wie Antriebstechnologien, Leichtbauweise und Car-to-Car-Communication erwarten die Dienstleister eine steigende Nachfrage nach ihren Services. Auch die Branche „Energie und Umwelt“ wird aufgrund der politischen Entscheidungen der vergangenen Wochen und Monate als ein wichtiger Wachstumsmarkt gesehen. Die technischen Entwicklungen in diesen Unternehmensbereichen werden so rasant vorangetrieben, dass die Kernbelegschaft der Hersteller diese Arbeit gar nicht alleine stemmen könnte. Die Unternehmen sind somit auf die Unterstützung durch die Ingenieurdienstleister angewiesen.

Das macht die Dienstleistungsunternehmen heute wirtschaftlich stärker als je zuvor und sie werden in den nächsten Jahren weiter wachsen. Um dem drohenden Fachkräftemangel, der Deutschland spätestens 2020 mit voller Härte treffen wird, zu begegnen, sprechen die HR-Abteilungen in erster Linie junge Ingenieure und Konstrukteure bereits während ihres Hochschulstudiums an und versuchen über soziale Netzwerke mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Außerdem bereiten sich die Unternehmen auf eine zunehmende Internationalisierung ihrer Recruiting-Prozesse vor.

 

Über die Lünendonk GmbH

Die Lünendonk GmbH, Gesellschaft für Information und Kommunikation (Kaufbeuren), untersucht und berät europaweit Unternehmen aus der Informationstechnik-, Beratungs- und Dienstleistungs-Branche. Mit dem Konzept Kompetenz³ bietet Lünendonk unabhängige Marktforschung, Marktanalyse und Marktberatung aus einer Hand. Der Geschäftsbereich Marktanalysen betreut die seit 1983 als Marktbarometer geltenden „Lünendonk®-Listen und -Studien“ sowie das gesamte Marktbeobachtungsprogramm.

 

Ein Beitrag von Maximilian Hülsebusch


Autor: Max Hülsebusch


Kategorie:

« Zur Artikel Übersicht

Wöchentlicher Job-Newsletter mit neuen Stellenanzeigen

Wenn Sie angeben, für welche Bereiche oder Branchen Sie sich interessieren, dann bekommen Sie automatisch einen wöchentlichen, individuellen Job-Newsletter mit neuen passenden Stellen:

Funktionsbereich












Branche