Ein aussagekräftiger Lebenslauf – Tipps für Elektroingenieure

Im Prinzip bekommt eine erfolgreiche "Hightech-" oder Elektronikfirma auf jede offene Position eine Vielzahl von Bewerbungen. Auch wir als Personalberatung, mit einem Team von 10 Personen, erhalten im Laufe eines Jahres fast 9.000 Lebensläufe als Reaktion auf ausgeschriebene Positionen oder in Form von Initiativbewerbungen. Die meisten dieser aufwendig verfassten Lebensläufe unterscheiden sich – etwas überspitzt gesagt - manchmal nur durch das Foto. Es wird immer der gleiche, optimale „Alleskönner“ beschrieben. Nach dem Lesen des Lebenslaufes fragt man sich allen Ernstes, was derjenige oder diejenige denn eigentlich nicht kann. Konkrete Angaben und Alleinstellungsmerkmale fehlen aber meist!

Glücklicherweise gibt es heute keine Vorschriften mehr bezüglich Layout oder Format eines Lebenslaufes. Der Bewerber hat einen relativ hohen Freiheitsgrad, wie man etwas darstellt oder gliedert; es sei denn ein Unternehmen fordert eine bestimmte Darstellungsform.

Verlieren Sie bei der Verfassung eines Lebenslaufes bitte nie aus den Augen, dass Sie wahrscheinlich nur diese eine Chance haben, um beim Empfänger Interesse zu wecken. Der erste Eindruck ist somit entscheidend. Bitte beachten Sie auch, dass der Erstempfänger in der Regel entweder ein Verantwortlicher in der Personalabteilung oder möglicherweise Ihr späterer Fachvorgesetzter ist. Spricht ihr Lebenslauf diese Personen an oder werden sie ihn gleich zur Seite legen?

Zu einem interessanten Lebenslauf gehört ein kurzes Anschreiben. Die Betonung liegt hier auf kurz, das bedeutet allerhöchstens eine halbe Seite. Stellen Sie hier in kurzer prägnanter Weise einen konkreten Bezug zu der Position her und erklären Sie, warum gerade Sie der ideale Kandidat sind. Vermeiden Sie auf jeden Fall Verallgemeinerungen und die üblichen Floskeln.

Ein professionelles Foto im Lebenslauf ist wichtig

Unterschätzen Sie bitte auch nicht die Wirkung Ihres Fotos. Für den ersten Eindruck ist dieses sogar mitentscheidend. Nutzen Sie auf keinen Fall Fotos im Facebook-Stil. Auch „Gesten-Fotos“, wie z.B. das lässig über die Schulter geworfene Sakko sind tabu. Ihre Dynamik als Vertriebs- oder Marketing-Ingenieur bringen Sie nicht in Ihrem Foto sondern in Ihren Projekterfolgen zum Ausdruck. Am wirkungsvollsten sind immer noch gepflegte Profil- oder Halbprofil-Fotos im Anzug mit Krawatte, oder ein Business-Kostüm mit Bluse.

Versuche mit guten Privat-Fotos sollten Sie tunlichst unterlassen. Wir bekommen auch immer wieder Bewerbungen mit kreativen Fotoideen, die aber in den meisten Fällen genau das Gegenteil von dem bewirken, was der Bewerber im Sinn hatte. Ein weiterer Klassiker ist das fünf Jahre alte Foto nach dem Motto: „Mist, jetzt fehlt mir nur noch ein Bild! Da habe ich doch noch das vom Fotografen, von der letzten Passbeantragung.“ Spätestens beim ersten Vorstellungsgespräch könnte diese Bewerbung dann ein schnelles Ende finden.

Jede Bewerbung sollte demnach mit einem passenden Foto versehen werden. Unterhalb des Fotos sollten Sie ihre persönlichen Daten, mit Familienstand, Alter und Kontaktmöglichkeiten vermerken. Natürlich ist es absolut zulässig nach dem Allgemeinen Gleichstellungsgesetz einen „anonymisierten Lebenslauf“ zu schreiben und folglich das Alter, das Geschlecht oder ein Foto wegzulassen. Ich persönlich halte davon nichts. Aus meiner Erfahrung führt eine solche Bewerbung bei den Personalverantwortlichen zu diversen Fragen und der Vermutung, dass der Bewerber etwas zu verbergen hat. Diese Bewerbungen werden deshalb oftmals bereits in der ersten Phase des Bewerbungsprozesses aussortiert.

Chronologische Darstellung Ihrer Berufslaufbahn

Als nächstes kommen wir zu dem Teil eines Lebenslaufes, der für die meisten Verfasser in ihren Augen das Wichtigste ist; den chronologischer Abriss Ihrer bisherigen Tätigkeit. Bitte beachten Sie hier unbedingt, dass Sie die so genannte "amerikanische Reihenfolge“ einhalten und starten Sie mit der im Moment bzw. zuletzt ausgeübten Tätigkeit. Für den Personalverantwortlichen ist nichts frustrierender, als einen dreiseitigen Lebenslauf in der Hand zu halten, der nach einem ansprechenden Foto mit der Grundschulausbildung beginnt. Nennen Sie also immer die letzte Beschäftigung zuerst.

Diesen ersten Teil Ihres Lebenslaufes sollten Sie unbedingt der angestrebten Stelle optimal anpassen. Nehmen Sie nicht, wie allgemein üblich, immer den gleichen Lebenslauf, mit lediglich einem variierten Anschreiben.

Lassen Sie mich das an einem Beispiel näher erläutern. Sie bewerben sich auf eine Key Account Position im „Vertrieb“, haben jedoch bisher immer nur im Bereich „Marketing“ gearbeitet. Wenn Sie eine faire Chance bekommen wollen, um in einem Bewerbungsgespräch zu überzeugen, dann müssten Sie natürlich den Vertriebsaspekt in ihrer Marketing-Rolle herausstellen. Sollten Sie sich für eine Position im Projektmanagement bewerben, dann heben Sie Ihre koordinative und kommunikative Rolle in Ihrer heutigen Tätigkeit hervor. Seien Sie dabei stets ehrlich zu sich selbst und stellen Sie sich gelegentlich die Frage: Würde ich mich selbst einstellen, wenn ich das hier lese?

Bitte überlegen Sie, bevor Sie mit einer Bewerbung beginnen, genau, wie gut Sie wirklich auf die gestellten Anforderungen passen. Versuchen Sie anschließend die relevanten Fähigkeiten und Erfolge in ihrem Lebenslauf entsprechend darzustellen und werden sie dabei konkret. Sollten Sie bei der Betrachtung offensichtliche Diskrepanzen zwischen ihrer Qualifikation und den gestellten Anforderungen feststellen, dann bleiben Sie einfach bei der Wahrheit.

Also: Was können Sie besonders gut und welche Erfolge haben Sie dabei erzielt? Auf welches konkrete Fachwissen kann bei Ihnen aufgebaut werden? Erschwerend wird in vielen Lebensläufen nur so mit hochrangigen Titeln um sich geworfen. Der Positionstitel mag in der momentanen Firma bestimmt sehr wichtig sein, hat aber auf dem Bewerbungsmarkt letztlich keinerlei Bedeutung mehr. Im Gegenteil: Oft wandert ein Lebenslauf mit exorbitanten Titeln sofort auf dem Stapel der Absagen, da eigentlich kein Manager gesucht wird sondern ein Spezialist für einen technischen Fachbereich.

Ich empfehle Kandidaten immer wieder, sich so operativ wie möglich darzustellen. Der Positionstitel ist nicht wichtig, sondern das Erreichte und entsprechend messbare Ergebnisse.

Also: Was habe ich als Positionsinhaber getan, um zum messbaren Erfolg der Firma beizutragen. Wenn jemand im Vertrieb tätig war und sich auf eine Vertriebsposition bewirbt, muss in seinem Lebenslauf stehen, welche Kunden er betreut hat und welche Umsatzsteigerung er in einem definierten Zeitraum erreichen konnte. An dieser Stelle höre ich immer wieder, der Bewerber könne diese Punkte ja nicht in einem Lebenslauf schreiben, weil diese Information doch der Geheimhaltung obliegt. Es sollte jedoch problemlos möglich sein, anzugeben, um wie viel Prozent der Umsatz gesteigert werden konnte bzw. in welchem Marktsegment Ihre Kunden agieren.

Hobbies nennen

Noch ein letzter Tipp, gehen sie auch kurz auf ihre Hobbies ein. Um sich ein umfassendes Bild von Ihnen machen zu können, ist es vielen Personalverantwortlichen wichtig zu wissen, bei welchen Aktivitäten Sie abschalten können. Hüten Sie sich allerdings davor, zu viele Hobbies anzugeben. Damit vermeiden Sie die Schlussfolgerung, dass Ihnen vor lauter Hobbies die Zeit zum Arbeiten fehlt.

In diesem Sinne meine Hinweise noch einmal in Kurzform zusammengefasst.

Meine Tipps für einen aussagekräftigen Lebenslauf:

  • Zeigen Sie auch in Ihrem Lebenslauf „Ecken und Kanten“ - wir brauchen wieder mehr Arbeitnehmer mit Profil.

  • Jede Bewerbung erfordert einen Lebenslauf, der auf die entsprechende Position zugeschnitten ist.

  • Stellen Sie unbedingt Ihre Spezialkenntnisse heraus.

  • Achten Sie darauf, Ihre operativen Fähigkeiten zu betonen.

  • Titel sind meist "Schall und Rauch" und interessieren Personalverantwortliche wenig.

  • Seien Sie ehrlich (es ist keine Schande gekündigt zu werden – Unehrlichkeit im Lebenslauf aber schon).

  • Stellen Sie Ihre Erfolge konkret dar - nennen Sie Projekte und Kunden wenn möglich beim Namen.

  • Achten Sie auf eine lückenlose zeitliche Darstellung.

  • Nennen Sie ihre Hobbies.

  • Achten Sie auf ein der Bewerbung angepasstes Foto.

Ein entsprechend geschriebener Lebenslauf ist zwar noch keine Garantie für einen neuen Arbeitsvertrag, er verbessert aber Ihre Chancen zum Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden.