Experten- oder Führungskarriere?

Experten- oder Führungskarriere? Ist die „Expertenkarriere“ eine geeignete Alternative zur klassischen Managementposition? (Bild: Sergey Nivens - fotolia.com)

Die tägliche Arbeit mit modernen Technologien ist für viele Elektroingenieure mehr als nur ein Beruf. Die Technik ist ihre Leidenschaft, ihre Berufung. Deshalb gelangen viele Ingenieure im Laufe ihrer Karriere früher oder später an einen Punkt, der für sie eine schwierige Entscheidung beinhalten kann. Denn die nächste Sprosse auf der Karriereleiter nennt sich „Management“ und bedeutet für die Arbeitnehmer meist einen Schritt weg von der vertrauten Technik. Stattdessen stehen neue Aufgabenbereiche wie Personalverantwortung und die Entwicklung von Businessstrategien auf dem Plan. Nicht jeder Ingenieur ist davon begeistert; aber hat er denn eine Wahl, wenn er seine Karriere vorantreiben möchte?

Was verbirgt sich hinter dem Konzept der Expertenkarriere?

In erster Linie soll die Expertenkarriere hochqualifizierten Ingenieuren die Möglichkeit bieten, sich im Unternehmen weiterzuentwickeln, ein höheres Einkommen zu erzielen und langfristig in eine Führungsrolle hineinzuwachsen. Diese Entwicklung soll jedoch nicht mit einer Abwendung von der bisherigen technischen Tätigkeit verbunden sein. Deshalb gehört der Bereich Personalverantwortung im klassischen Sinne nicht zu den Aufgabenfeldern der Expertenkarriere. Selbstverständlich muss jeder Anwärter auf diesen alternativen Karrierezweig  trotz allem die entsprechenden, nicht-technischen Qualifikationen, wie z.B. Geschäftsverständnis, Kommunikationsfähigkeit und Internationalität mitbringen. Dies ist jedoch auf eine allgemeine Veränderung zurückzuführen, die das Anforderungsprofil der technisch ausgebildeten Arbeitnehmer betrifft. Soziale und wirtschaftliche Kompetenzen gehören inzwischen einfach in jedem Unternehmensbereich zur Grundvoraussetzung.

Was bedeutet die Expertenkarriere für Nachwuchs-Ingenieure?

Die Möglichkeit zu einer Expertenkarriere soll die Absolventen technischer Studiengänge  motivieren, eine Karriere als Ingenieur zu beginnen, mit der Option eine technische Führungsposition zu übernehmen. Immer mehr technische Talente wandern in betriebswirtschaftliche oder juristische Studiengänge ab, da ein Großteil der Führungspositionen in den Unternehmen mit ehemaligen BWL- oder Jura-Studenten besetzt sind; diese Beobachtung wird durch die aktuelle Ingenieurstudie des VDE gestützt. Angesichts dieser Entwicklung sind die Professoren der Elektrotechnik und Informationstechnik sehr besorgt. Ingenieure die erfolgreich eine Expertenkarriere eingeschlagen haben, sollen für die Studenten idealerweise eine Art Rollenvorbild sein. Hierzu müssten Sie von den entsprechenden Elektronikunternehmen jedoch deutlich stärker in das Licht der Öffentlichkeit gerückt werden. Hier sehen die Ingenieurverbände noch einen deutlichen Verbesserungsbedarf.

Welchen Einfluss haben Expertenkarrieren auf die Unternehmensstruktur?

Expertenkarrieren laufen in der Regel gegen den Strich der unternehmensinternen Hierarchien und werden insbesondere von den Personalverantwortlichen noch mit Skepsis betrachtet.   Das größte Hindernis ist dabei allerdings nicht die Erneuerung der bestehenden Strukturen und Abläufe im Unternehmen, sondern das festgefahrene Hierarchiedenken in den Köpfen der Mitarbeiter. Die Expertenkarriere würde es einem technischen Experten theoretisch erlauben, ein höheres Jahreseinkommen zu erzielen, als der eigene Vorgesetzte, der die Personalverantwortung trägt. Das sorgt für Verwirrung und für eine neue Form von Konkurrenzdruck. Um diesen Karrierepfad auch in der Praxis vernünftig etablieren zu können, wäre es somit notwendig, dass Vorgesetzte, die die Karriere Ihrer Experten fördern, an deren Erfolg beteiligt werden. So entsteht ein gemeinsames Hinarbeiten auf persönliche Karriereziele, die für alle Beteiligten letztlich nur Vorteile bringen würden.

Plädoyer für die Fachkarriere:

Personalberater warnen: eine Managerkarriere führt weg von der (oftmals mehr geliebten) Technik. Administratives, wie zum Beispiel Mitarbeiter(-gespräche) führen, delegieren, planen, beaufsichtigen. Das alles frisst einen Großteil der täglichen Arbeitszeit, und zwar umso mehr, je höher man in der Hierarchie angesiedelt ist. »Karriere machen« bedeutet auch in der Elektroindustrie in der Regel, Aufgaben wie Personalführung zu übernehmen. Renate Schuh-Eder, Schuh-Eder Consulting: »Wenn man nachfragt, stellt sich oft heraus, dass es eher die Familie ist, die Ehefrau, das soziale Umfeld ist, das eigentlich den Karriere-Wunsch hat.« Sie rät daher, den Schritt gut zu überlegen. Denn in der schnellebigen Elektronik bedeutet "Einmal Manager, immer Manager", der Weg zurück zur Technik ist in der Regel schwer.

Autor: Maximilian Hülsebusch/red. Corinne Schindlbeck


Kategorie: Berufsbild

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